SSB-Depot
Historie
Die 1958 errichtete langgestreckte zweistöckige Halle diente ursprünglich der Wartung und Reparatur von Straßenbahnzügen. Mit dem Umzug aller SSB-Einrichtungen nach Möhringen entwickelten sich die Flächen des Obergeschosses ab 1986 bis 2013 zum 'Theater im Depot'.
Auf Erdgeschossebene sind bereits seit vielen Jahren die Fahrbücherei der Stadtbibliothek, ein Gemeinwesenzentrum sowie die Kulissenwerkstatt und Schreinerei des Alten Schauspielhauses untergebracht. Diese Flächen blieben unverändert und wurden auch während des Umbaus weiter genutzt.
Nutzungs- und Revitalsierungskonzept
Im Gegensatz etwa zu den gründerzeitlichen 'Wagenhallen' im Stuttgarter Nordbahnhofviertel verfügt der in der Nachkriegszeit errichtete einfache Zweckbau am Ostendplatz über keinerlei architektonisch-historische Qualitäten. Die 91m x 30m große Obergeschossebene wird von 19 Stahlfachwerkbindern überspannt, die nach heutigen Normen viel zu schwach dimensioniert waren. Durch Ertüchtigung der Binder und einer zusätzlichen Mittelstützung, gelang es das Dach zu erhalten. Nur so konnte das Projekt unter dem vorgegebenen engen Kostenrahmen und den laufenden Nutzungen der Bestandseinrichtungen im Erdgeschoss realisiert werden.
Neben der Entkernung und Neugestaltung des Obergeschosses beschränkten sich die allgemein betreffenden Maßnahmen auf die Ertüchtigung des Brandschutzes und auf die Sanierung aller Betonoberflächen. Fenster- und Eingangselemente auf Ebene des Erdgeschosses blieben mit Ausnahme des neu eingefügten Musikschulfoyers unverändert.
Die Transformation des Hallenraumes im Obergeschoss in attraktive und nutzungsgerechte Raumgruppen für Kita / Familienzentrum, Jugendhaus und Musikschule bedingte dagegen eine Reihe von größeren Eingriffen im Innern, wie auch an der Außenhülle.
Zum einen erfordert es die Herstellung ausreichend dimensionierter Fluchtwege und einer barrierefreien Erschließung der drei unabhängig voneinander betriebenen Einrichtungen.
Zum anderen ergibt sich aus der Hallentiefe von 30 Metern eine relativ große unbelichtete Mittelzone, die insbesondere für das kleinteilige Raumprogramm einer Kita kaum nutzbar ist.
Infolge der genannten Einschränkungen und Anforderungen wurden auf Grundlage klassischer Entwurfstypologien folgende Lösungsansätze entwickelt und realisiert:
1. Additive Ergänzung des Baukörpers durch Auslagerung aller notwendigen Erschließungselemente wie Aufzug, Treppenläufe und Fluchtbalkone vor die Fassade des gewissermaßen 'roh' belassenen Hallenbaus. Diese punktuell angefügten und teilweise farblich herausgehobenen Bausteine unterstützen zusätzlich die Adressbildung der einzelnen Nutzungen.
- Der verglaste rote Treppenturm an der nordöstlichen Hallenecke markiert den Zugang zur Musikschule und verbindet den im Erdgeschoss gelegenen kleinen Musiksaal mit den Übungsräumen im Obergeschoss.
- Eine großzügige, auch der Entfluchtung dienende Treppenanlage vor der Halle leitet hoch auf die vorgelagerte Terrassenfläche der Obergeschossebene.
- Der freistehende grüne Aufzugsturm dahinter sorgt - in Verbindung mit den vorgelagerten Balkonen - für die barrierefreie Zugänglichkeit aller drei Einrichtungen.
- Eine weitere Treppenanlage auf der Südostseite dient der Mehrzweck- und Ballspielhalle des Jugendhauses als Fluchtweg.
2. Subtraktion des geschlossenen Gebäudevolumens durch den Einschnitt zweier 'Stadtloggien'. Diese größtenteils nicht überdeckten Terrassen eröffnen vielfältige Optionen zur Belichtung, Belüftung und Erschließung.
- Der Terrasseneinschnitt auf der nordwestlich gelegenen Eingangsseite bildet die Vorzone des Haupteingangs zur fünfgruppigen Kindertagesstätte und des angebundenen Familienzentrums.
- Eine nahe den Gruppenräumen gelegene weitere Terrasse auf der Rückseite der Halle steht den Kleinkindgruppen als geschützte Außenspielfläche zur Verfügung.
Innere Organisation und Nutzungsverteilung
Kindertagesstätte mit fünf Gruppen, auf einer Fläche von rd. 1.020 m². Sie ist als Dreispänner organisiert. Familienzentrum mit Cafe, Mehrzweckraum, Werkstätten, Dienstzimmer sowie alle Gruppenräume konnten entlang der Außenfassade untergebracht werden und sind dank der ins Gebäude eingeschnittenen Loggien gut belichtet. Eingestellte 'Boxen' in der Kernzone beherbergen Sanitärräume, Lager und eine Küche.
Jugendhaus mit einer Fläche von ca. 1.270 m². Es bietet eine Lounge mit Küche und Mittagessensangebot. Ein kleiner Saal, mehrere Werkstätten, ein Musikstudio sowie eine große Mehrzweckhalle für Veranstaltungen, Konzerte, Sport und Artistik runden das vielfältige Angebot ab.
Musikschule mit fünf Übungsräumen auf rd. 440 m², verteilt auf das Obergeschoss und einen kleinen Saal im Erdgeschoss für Aufführungen und Konzerte.